(1. Preis) Foto: Andreas Haasch  v.l.n.r.: Marlon Huck, Fachlehrerin Brigit Kelling, Jan Ten Hagen, VLF-Vorsitzender Herr Dresbach, Marc Hees, Maurice Pauls, Fachlehrer Dr. Peter Osterried, Jörg Pattberg.
(1. Preis) Foto: Andreas Haasch v.l.n.r.: Marlon Huck, Fachlehrerin Brigit Kelling, Jan Ten Hagen, VLF-Vorsitzender Herr Dresbach, Marc Hees, Maurice Pauls, Fachlehrer Dr. Peter Osterried, Jörg Pattberg.
 

Das Corona-Virus und der erforderliche Lockdown machten vielen persönlichen Planungen im Frühjahr und Sommer 2020 einen Strich durch die Rechnung. Auch für die berufliche Fortbildung an den Fachschulen der Landwirtschaftskammer erforderte die Situation eine Umstellung für Lehrkräfte und Studierende. Von jetzt auf gleich musste der Präsenzunterricht ab dem 16. März auf digitale Lernformen umgestellt werden. Auch nach der Wiederaufnahme des Unterrichts konnte bis zu den Sommerferien von „Normalität“ keine Rede sein. So finden auch die Zeugnisübergaben nicht in dem üblichen Rahmen der Schulabschlussfeiern statt.

Gerade vor diesem Hintergrund ist es dem Landesverband für landwirtschaftliche Fachbildung NRW e. V. (vlf-NRW) ein besonderes Anliegen, die Förderpreise für hervorragende Leistungen der Studierenden in der Projektarbeit auch in diesem Jahr zu vergeben.

Der vlf-NRW hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Projektarbeit zu unterstützen, weil sie in besonderem Maße die Eigenschaften trainiert, die zukünftige Führungskräfte in der Landwirtschaft und im Gartenbau auszeichnen sollten.

Fachschulen haben den Anspruch, zur Übernahme der Verantwortung im eigenen Betrieb oder als Arbeitnehmer für leitende Aufgaben der mittleren Führungsebene bei Institutionen und Organisationen im vor- und nachgelagerten Bereich der praktischen Landwirtschaft bzw. des Gartenbaus zu qualifizieren.

Welche Eigenschaften werden von einer Führungskraft erwartet? Führungskräfte sollen neben einem hohen Maß an Fachkompetenz Visionen haben und in der Lage sein, ihre Mitarbeiter mitzureißen. Führungskräfte müssen ihre Visionen aber auch umsetzen können und sollen dabei durchaus auch Ideen ihrer Mitarbeiter aufgreifen. Kreativität und Querdenken sind gefordert. Darüber hinaus sind Verantwortungsbewusstsein für das Unternehmen, das Mitarbeiterteam und die gesamte Gesellschaft unerlässlich. Schließlich brauchen Führungskräfte ein effektives Zeitmanagement.

 

Die von der Jury zur Vergabe der Förderpreise des vlf-NRW ausgezeichneten Projektarbeiten des Fachschuljahres 2019/2020 konnten im Hinblick auf diese Eigenschaften überzeugen.

 

Den mit 500 Euro dotierten ersten Preis erhielt ein Projektteam der Fachschule für Gartenbau in Essen. Die Studierenden Jan Ten Hagen, Marc Hees, Marlon Huck, Maurice Pauls, Jörg Pattberg sowie Sascha Reinehr haben für die Projektarbeit das Thema „Planung einer Spiel- und Sinnesanlage für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen“ ausgewählt. Die zu beplanende Fläche befindet sich auf dem Gelände der Nordeifelwerkstätten in Nettersheim-Zingsheim. Nach einer Recherche des Projektteams gibt es keine Literatur über ein ähnliches Projekt. Insofern hat sich das Studierendenteam zunächst mit den entwicklungstheoretischen Grundlagen über die Förderung durch Sinneswahrnehmung bei Kindern und Menschen mit Behinderung befasst, um mit diesem pädagogischen Ansatz einen gärtnerischen Gesamtentwurf in Bau-, Vegetationstechnik und mit Spielgeräten für diesen Personenkreis zu planen. Dabei zeichneten sich die Studierenden durch kreatives, ideenreiches, motiviertes und selbständiges Arbeiten aus. Es entstand eine Planung, die sowohl Spielbereich (für Geher und Rollstuhlfahrer), Sinneswahrnehmungstherapie, Ruheraum, Treffpunkt und Parkanlage miteinander vereint und auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der verschiedenen Behinderungsgrade eingeht. Nur effiziente Arbeitsteilung und ausgezeichnete Teamfähigkeit während der Projektphase ermöglichten diese umfassende Leistung. Das Projektteam hat im Rahmen der Arbeit auch bereits eine umfassende Kalkulation der zu verwendenden Pflanzen und Bauteile vorgelegt. Die schriftliche Ausarbeitung wurde durch fachgerechte Entwurfspläne und ein gebasteltes Modell der Anlage visualisiert. Zusätzlich wurde ein durch Rollstuhlfahrer unterfahrbares Hochbeet gebaut, um daran zu demonstrieren, dass Menschen mit Behinderungen Natur aktiv erleben und gestalten können. Eine besondere Auszeichnung erfährt die Arbeit auch dadurch, dass die Planung von den Nordeifelwerkstätten tatsächlich umgesetzt werden soll.

Das Siegerteam hat sich deshalb entschlossen, seinen Preis den Nordeifelwerkstätten zu spenden. Damit möchten die Studierenden einen Beitrag zur Umsetzung der Spiel- und Sinnesanlage leisten.

 

(1. Preis) Foto: Andreas Haasch  v.l.n.r.: Marlon Huck, Fachlehrerin Brigit Kelling, Jan Ten Hagen, VLF-Vorsitzender Herr Dresbach, Marc Hees, Maurice Pauls, Fachlehrer Dr. Peter Osterried, Jörg Pattberg.(1. Preis) Foto: Andreas Haasch v.l.n.r.: Marlon Huck, Fachlehrerin Brigit Kelling, Jan Ten Hagen, VLF-Vorsitzender Herr Dresbach, Marc Hees, Maurice Pauls, Fachlehrer Dr. Peter Osterried, Jörg Pattberg.

 

Über 375 € und den 2. Platz freut sich das Team Simon Alders, Maximilian Elspaß und Matthias Hagemann der Stufe II der landwirtschaftlichen Fachschule in Kleve. „Blind dog for tractors – Lenksystem selbergebaut“ baut auf Ihrem Projekt aus dem ersten Jahr (Entwicklung eines Spurassistenten – GPS-Parallelfahrhilfe) auf. Die Studierenden haben ihr Thema weitergedacht und die Technik fortgeführt mit dem Ziel, die Effektivität auf den Flächen - Einhaltung der maximalen Arbeitsbreite bei gleichzeitiger Entlastung des Fahrers - zu erhöhen. Dabei sollte aber auch der Komfort in der Kabine beachtet werden. Hierzu musste das GPS-System im Schlepper mit einem eigenen Lenksystem ausgestattet werden. Die Umsetzung der Projektidee geschah mit großer Eigeninitiative. In beeindruckender Weise erfolgten der Bau und die Programmierung des Lenksystems fast ohne fremde Hilfe. Die Ursachen für Fehler in den ersten Tests wurden schnell erkannt und beseitigt. Der rechtliche Rahmen wurde ebenfalls geprüft. Beim selbstgebauten Lenksystem handelt es sich um ein automatisiertes Fahrsystem, der Fahrer kann jederzeit die Kontrolle über den Trecker übernehmen. Somit ist die Nutzung auf dem Acker zulässig. Der selbstkritische Vergleich mit Modellen der großen Landmaschinenhersteller rundet die Projektarbeit ab.

 

Der dritte Preis in Höhe von 250 € wurde in diesem Jahr ebenfalls an ein Studierendenteam der Fachschule Essen vergeben. Roxane Darming Jeanette Gärtner, Lukas Horstmann, Tim Ishag, Jens Schneider und Leonie Stratmann hatten sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen ihres Projektes eine Kinderspielanlage neu zu planen. Das Grünflächenamt der Stadt Essen bot ihnen die Planung des Umbaus für einen stark renovierungsbedürftigen Spielplatz an. Damit ergab sich das Projektthema: „Umgestaltung des Spielplatzes an der Suarezstraße“. Unter der Maßgabe eines vorhandenen Budgets sollte der Spielplatz umfangreiche Spielangebote für Kleinkinder, aber auch für Kinder bis zu 14 Jahren erhalten. Daher ist die Idee entstanden, drei Teilbereiche für die verschiedenen Altersgruppen entstehen zu lassen, welche durch eine gezielte Wegführung voneinander getrennt werden und insgesamt die Form eines Marienkäfers aufweisen. Dadurch, dass jede und jeder Studierende sich seinen Stärken entsprechend in die Planungen eingebracht hat, gelang es dem Studierendenteam in der 14tägigen Projektlaufzeit, ein außergewöhnliches, funktionales Konzept samt Kalkulation zu entwickeln. Dem Entwurfsplan mit Ansichten und Detailzeichnungen wurde eine 3D Visualisierung hinzugefügt. Zahlreiche Handzeichnungen vermitteln einen guten Eindruck des fertiggestellten Spielplatzes.

 

(3. Preis) Foto: Andreas Haasch      l. n. r.: Jeannette Gärtner, Tim Ishag, Jens Schneider, VLF-Vorsitzender Herr Dresbach, Leonie Stratmann, Lukas Horstmann
(3. Preis) Foto: Andreas Haasch l. n. r.: Jeannette Gärtner, Tim Ishag, Jens Schneider, VLF-Vorsitzender Herr Dresbach, Leonie Stratmann, Lukas Horstmann

 

Urkunden und Preisgelder für die Plätze 1 und 3 wurden durch den Vorsitzenden des vlf-NRW, Herrn Helmut Dresbach, im Rahmen der Schulabschlussveranstaltung am 26. Juni überreicht.

 

In diesem Jahr hat sich die Förderpreis-Jury entschlossen, einen weiteren Preis zu vergeben. Der Studierende Flavio Traxl der Fachschule für ökologischen Landbau Kleve erhält einen Sonderpreis für eine herausragende Einzelleistung, der mit 100,- € dotiert ist. Ausgangspunkt seiner Arbeit „Möglichkeit einer Wiederinbetriebnahme der Käserei auf dem Juchems‘ Hof“ war, für den Betrieb Juchems‘ Hof eine Analyse der Milcherzeugungskosten durchzuführen und zu berechnen, mit welchen Erfolgsaussichten eine vor 25 Jahren gebaute und vor 7 Jahren aus dem Betrieb genommene hofeigene Käserei reaktiviert werden könnte.

Dabei untersuchte und bewertete der Studierende sehr präzise die baulichen, räumlichen und technischen Gegebenheiten. Unter Beachtung des Herstellungs- und Reifeprozesses von Käse analysierte Herr Traxl die maschinelle Ausstattung und ermittelte die Kosten für Reparaturen, Ersatz- und Neubeschaffungen. Mittels entsprechender Rezepturen errechnete er die Herstellungskosten eines ausgewählten Käsesortiments und bewertete die Vermarktungsmöglichkeiten über einen bereits vorhandenen bzw. zusätzlichen Warenautomaten auf dem Hofgelände. Dabei nahm er auch mögliche Förderprogramme mit in den Blick.

Herr Traxl hat seine Untersuchungen, eingeholte Informationen, Kostenvoranschläge und Berechnungen in einer umfangreichen Dokumentation sehr anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. Der ganzheitliche Ansatz der Arbeit, die Praxisrelevanz und die selbstkritische Reflexion überzeugten die Jury.

 

Der zweite Preis und der Sonderpreis sollen beim traditionellen Winterball Mitte November vom vlf-Vorstandsmitglied Dirk Schuffels-Born überreicht werden.